In den letzten Beiträgen (Teil 3, Teil 4) wurden unterschiedliche konkrete Anwendungen für den Kompressor vorgestellt. Heute möchte ich zeigen, wie mit Hilfe des Sidechains interessante Kompressionstechniken umgesetzt werden können.
Richtig Pumpen
Über den Sidechain lässt sich die Steuerung des Kompressors durch externe Quellen beeinflussen. Eine bekannte Anwendung ist das sog. Ducking. Meist kommt es im Zusammenspiel von Kick und Bass zum Einsatz. Dabei wird ein Kompressor auf der Bassspur über den Sidechain durch die Bassdrum aktiviert, so dass bei jedem Bassdrumschlag der Bass „geduckt“ – also leiser – wird. Mit dieser Anwendung lassen sich Mischungen effektiv und subtil in den tiefen Frequenzbereichen aufräumen. Offensichtlich wird der Effekt bei vielen House- und Technoproduktionen verwendet, wo bspw. Flächen im Rhythmus der Bassdrum „mitwabern“.
Zentral für das Ducking ist v. a. die korrekte Einstellung von Attack und Release. Da es in den meisten Fällen darum geht, bestimmte Transienten (z. B. die Bassdrum) hervorzuheben, kann die Attack-Zeit eher hoch sein. Um die passende Release-Zeit herauszufinden, empfiehlt es sich zunächst mit niedrigem Threshhold eine deutliche Kompression einzustellen. Nun sollte im Zusammenspiel beider Spuren die Release-Zeit so angepasst werden, dass beide Spuren richtig „atmen“. Zu hohe Release-Zeiten können dabei das zu komprimierende Signal dauerhaft runterziehen und den gewünschten Effekt verhindern. Ist der richtige Groove gefunden, gilt es einfach den Threshhold wieder anzuheben, bis der Effekt im Gesamtmix kaum noch zu hören ist – es sei denn man strebt den genannten Technoeffekt an. Für subtile Ergebnisse reichen meist ca. 3 dB Gainreduktion auf dem Kompressor.
Subtile Klangformung
Über den Sidechain lassen sich mit Hilfe eines EQs aber auch ganz unterschiedliche Kompressionsarten erzeugen und die Arbeitsweise des Kompressors verfeinern. Durch den EQ im Sidechain Filter, lässt sich die Emphase auf bestimmte Teile des Frequenzspelktrums legen: Ein Absenken der Tiefen und Anheben der Höhen bewirkt, dass die Bässe wenig komprimiert werden und der Kompressor stärker auf das hohe Spektrum reagiert. Alternativ kann, durch Absenken von Höhen und Tiefen und gleichzeitigem Anheben der Mitten, die Emphase auf das mittlere Spektrum gelegt werden. Ich empfehle diese Art von Kompression auf Bus- oder Summenspuren auszuprobieren, da hier i. d. R. ein breites Frequenzspektrum vorhanden ist.
Ähnlich wie bei allen Kompressionsexperimenten sollte man zunächst mit groben Schritten und extremen Einstellungen arbeiten, um sich mit dem Klang vertraut zu machen. Soll der Kompressor z. B. stärker auf die Mitten reagieren, hebt man diese im Sidechain-EQ breitbanding an. Bewegt man das Mittenband nun im Spektrum hin und her, hört man deutlich wie sich die Klangfarbe verändert. So bald man den klanglichen „Sweetspot“ gefunden hat, regelt man Kompressor und Filter wieder entsprechend zurück, bis sich der Effekt subtil anhört. Dabei gelten für die Einstellungen des Kompressors die gleichen Regeln und Überlegungen wie zuvor: Attack und Release-Zeit sind je nach Ziel (Transientenverstärken/ -abschwächen, Performance-Ausgleichen) entsprechend anzupassen und das Ergebnis mit einem genauen A/B-Vergleich (Make-Up-Gain richtig einstellen!) zu prüfen.
Im nächsten Teil: Gruppenkompression