Sättigung Teil 1 – Spuren den richtigen Kick geben

Es gibt unzählige Plugins, die den Sound von Magnetband, Röhren, Oldschool-Mischpulten, High-End-Vorverstärkern usw. emulieren. Allen gemeinsam ist, dass sie das Signal „fetter“, „wärmer“, „dreckiger“ und damit auch irgendwie toller machen sollen. Dies geschieht i. d. R. durch hinzufügen von Obertönen.

Ausschlaggebend für den Klang der Sättigung ist die Art der hinzugefügten Obertöne. Man unterscheidet dabei sog. gerade (das 2-, 4-, 6-fache usw. einer Grundfrequenz) und ungerade Harmonische (3-, 5-, 7-fache usw., ausführlicher hier). Gerade Harmonische klingen weicher, ungerade machen das Signal agressiver und punchiger.

Auf welche Weise ein Plugin in das Obertonspektrum eingreift, zeigt sich mit einem kleinen Test. Dafür benötigt man einen Sinus-Testton und einen Analyzer (ich empfehle den hier). Schaltet man den Analyzer hinter den Ton, erscheint in der Anzeige zunächst nur ein Strich bei der eingestellten Frequenz (der Sinus-Ton verfügt über keinerlei Obertöne). Fügt man die zu testenden Saturations-Plugins zwischen Sinuston und Analyzer, erscheinen – je nachdem wie diese arbeiten – neben dem Testton weitere Obertöne.

Abb. 1: 1000Hz Sinuston mit ungeraden Harmonischen
Abb.1: 1000Hz Sinuston mit ungeraden Harmonischen

Am Analyzer lässt sich ablesen was für ein Vielfaches des Grundtons die Obertöne sind. Bei einem Testton von 1000Hz und einen Oberton bei 2000Hz wird der Grundton verdoppelt. Es handelt sich somit um den 2. und damit einen geraden Harmonischen. Liegt der Oberton bei 3000Hz (siehe Abb.1) wurde die Grundfrequenz verdreifacht. Somit handelt es sich um den 3. und damit einen ungeraden Harmonischen.


Sättigung durch Presets vergleichbar machen

Um den Sound verschiedener Sättigungsgrade besser zu vergleichen, empfehle ich folgendes Vorgehen: Man legt sich verschiedenen Presets mit unterschiedlich starker Sättigung an. Anschließend werden mit Hilfe des VU-Meters und eines Testtons die Presets wieder auf 0 (-20 dBFS) zurückgepegelt (je mehr Obertöne desto lauter wird das Signal). Man verfügt nun über verschiedene, jedoch gleichlaut gepegelte Sättigungsstufen.

Um zu erfahren wie stark ein Signal „gepusht“ werden kann, schickt man einfach einige Spuren durch die Presets. Insbesondere perkussives Material, aber auch Bass oder Gitarren vertragen häufig eine Menge Sättigung.

Ich möchte das an zwei Beispielen nochmal verdeutlichen: Der erste Track ist ein programmierter Drumloop von 4 Takten, der zunächst unbearbeitet erklingt. Anschließend werden die 4 Takte mit einer Sättigung durch gerade Harmonische bearbeitet. Das Ganze wird einmal wiederholt.

Bsp. 1: Gerade Harmonische

Der zweite Track ist der gleiche Loop, diesmal kommt aber Sättigung mit ungeraden Harmonischen zum Einsatz.

Bsp. 2: Ungerade Harmonische

Um den Effekt besser hörbar zu machen, habe ich in beiden Fällen die Sättigung stark eingestellt.

Sättigung funktioniert ähnlich wie Kompression, man muss sich aber nicht mit Attack- und Release-Zeiten herumschlagen und kommt so häufig schneller (und musikalischer) zum Ziel.

Im nächsten Teil: Sättigung und Oversampling – warum ist es nötig?

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